Mittwoch, 20. März 2013

Macht, mächtiger, Tamedia - Der Zettelkasten von Pietro Supino


Unter dem Titel "Journalismus gewinnt noch mehr an Bedeutung", publizierte die jüngste Wochenendbeilage des Tages-Anzeigers den Zettelkasten von Pietro Supino, dem Verleger und Präsidenten der Tamedia-Gruppe.

Der Zettelkasten steht unter dem Motto "Es gibt keinen Grund, das Ende der Zeitung zu befürchten" und soll helfen Übersicht zu gewinnen, Komplexität zu reduzieren und Zusammenhänge herzustellen.

Rein inhaltlich liest sich dieser Text ausgewogen und demokratisch korrekt. Sonntagspredigt nannte man das früher, als die Menschen noch zur Kirche gingen.

Doch jeglicher Zynismus gegenüber Supinos Ausführungen in Sachen Journalismus wäre verfehlt angesichts von Verlegen wie Roger Köppel, der seine "Weltwoche" auf das Niveau der rechtsgewickelten deutschen Tageszeitung "Die Welt" absenkte, wo er seinen aggressiven Kampagne- und Killerjournalismus gelernt hat.

Oder auch angesichts einer "Neuen Zürcher Zeitung" welcher der politischen Kompass abhanden kam, seitdem der Zürcher Wirtschaftsfreisinn verdampfte und der geschasste NZZ-Präsident Konrad Hummler seine Bank verspielte. Geblieben ist dort bloss noch das neoliberale Dogma.

Nein, kein Zynismus. An den Standards des Zettelkastens müssen sich die Redaktionen der Tamedia-Gruppe messen lassen.

"Hartnäckiges Recherchieren, schreibt Supino, sei die "Königsdisziplin" der Redaktion. Recht hat er. Und ganz in diesem Sinne hier die Frage: Warum halten die deutschen Mitinhaberinnen und Mitinhaber der Tamedia AG ihre Anteile über Liechtensteiner Stiftungen?

Die Tamedia Gruppe ist erfolgreich und wird immer mächtiger. Womit sich die gleiche Problematik stellt, die schon den altrömischen Satiredichter Juvenal beschäftigte. Quis custodiet custodes? Zu Deutsch, wer kontrolliert die Kontrolleure?

Aus dieser Optik bekommt aktuelle Kampf der Weltwoche gegen Tages-Anzeiger-Chefredaktor Res Strehle einen zusätzlichen Aspekt. Auch wenn man bei den personenzentrierten Weltwoche-Attacken die Nase oftmals zuhalten muss, so schreckt doch das Blatt - abgesehen von den eigenen Sponsoren - vor Nichts und Niemandem zurück.

Je mächtiger die Tamedia-Gruppe, desto wichtiger wird die Kontrolle der Eigner, Manager und Journalisten, desto schärfer darf die Weltwoche als Gegengewicht bellen und beissen.

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