Mittwoch, 21. Mai 2014

Schlechter Rat von Aymo Brunetti und Mark Branson für den Finanzplatz Schweiz

Um auch in Zukunft eine gewichtige Rolle zu spielen, muss sich der Finanzplatz Schweiz den internationalen Gesetzgebungsentwicklungen anpassen. Diese Ansicht vertreten gemäss heutiger NZZ der Berner Wirtschaftsprofessor Aymo Brunetti und der Direktor der Finanzmarkaufsicht Finma, Mark Branson.

Okay, aber wohin geht denn die internationale Gesetzgebungsentwicklung?

Darüber scheinen Brunetti/Branson doch reichlich naive und politisch desodorierte Vorstellungen zu hegen. Ihre rein technokratische Argumentation setzt den Begriff "international" diskussionslos mit dem Begriff "universal" gleich - immer gemäss NZZ, war selber nicht am Podium in Bern.

Implizit erwarten Brunetti/Branson allgemeingültige internationale Gesetzgebungen zur Regelung der zukünftigen Weltfinanz. Und blenden damit den zersetzenden Einfluss des Faktors Geopolitik auf die globalisierten Finanzmärkte völlig aus. Brunetti/Branson verdrängen den Niedergang des alten Hegemons USA, der mittlerweilen zu schwach geworden ist, der Weltfinanz seine Methoden, Geschäftsmodelle und Gesetze weiterhin aufzuzwingen.

Heute arbeitet die Politik in den USA, in der EU, in China, Russland und Indien offensichtlich an der Entwicklung von mehr oder weniger unterschiedlichen Finanzgesetzgebungen. Eine neues multipolares, regionalisiertes Weltfinanzsystem ist im Entstehen.

Damit wächst auch der Bedarf an verlässlichen und effizienten Drehscheiben, deren Jurisdiktion die massgeschneiderte Koppelung unterschiedlicher Regionalgesetzgebungen ermöglicht. Beispielsweise den Finanzverkehr der EU mit Russland, den USA mit China oder der Ukraine mit Russland.

In dieser Drehscheibenfunktion sehe ich den führenden Faktor der zukünftigen Entwicklung  des internationalen Geschäftes auf dem Finanzplatz Schweiz.

Eine solche Drehscheibe ist wohlverstanden kein ein Offshore-Platz in altem Stil. Wo Identitäten und Transaktionen der Reichen und Superreichen mit stillem Einverständnis der politisch Mächtigen aller Länder verschleiert wurden. Die Finanzdrehscheibe Schweiz der Zukunft basiert auf klaren  zwischenstaatlichen und multilaterlalen Verträgen und Institutionen, die volle Transparenz gewährleisten. Die Kundschaft kommt nur, wenn die politisch Mächtigen ihrer Jurisdiktion das erlaubt.

Die von Brunetti/Branson empfohlene Strategie der unilateralen Anpassung an die internationalen Gesetzgebungsentwicklung ist nicht zukunftsfähig. Die Zukunft des Finanzplatzes liegt nicht in der Anpassung ans Ausland, sondern in der Innovation im Inland. Nur die nationale Gesetzgebung kann die Voraussetzungen der erfolgreichen Finanzdrehscheibe Schweiz in der kommenden multipolaren, regionalisierten Weltfinanz schaffen.  Politiker ans Rad!

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