Sonntag, 14. Juni 2015

Grossgekopfte Konfusion - Die NZZ-Redaktion hat den Kompass verloren

Es bleibt einem aber auch gar nichts erspart im Leben. Da springt mir doch in der jüngsten Ausgabe der WOZ das zeitungsseitengrosse Konterfei von Chefredaktor Eric Gujer ins Gesicht. Unterlegt mit griffigen Sprüchen aus dem desodorierten Wörterbuch eines nichtssagenden Allerweltsliberalismus. In den kommenden Wochen sollen der geneigten Leserschaft auch noch Gujers Vertrauensleute in der Redaktion mit gleich gestalteten Inseraten nähergebracht werden.

Offensichtlich hat der bislang einer breiteren Öffentlichkeit noch unbekannte, aufgrund besonderer Umstände bei der NZZ hochgespülte, in seinem Amt ungetestete Gujer ein Problem mit den gut bekannten, skandalgestählten, politisch andersdenkenden Chefs Roger Köppel und Markus Somm seiner deutschschweizer Konkurrenzblätter. Und auch Res Strehle könnte dem Globalisten und Geheimdienstspezialisten Gujer noch Probleme bereiten, wenn ihn sein Verleger nach der Pensionierung die Welt weiterhin als Tamedia-Edelfeder kommentieren lässt.

Von wegen verlorenem Kompass der NZZ-Redaktion hier soviel. Im redaktionellen Lead zum Gujer-Leitartikel "Im Klammergriff der Visionäre" in der heutigen NZZ-Wochenendausgabe heisst es sinngemäss, dass nur der Pragmatismus gegen diesen Klammergriff helfen könne. Doch diese Zusammenfassung widerspricht dem Gujer-Text diametral.

Auslandsjournalist Gujer ist ein Geostratege. Er und seinesgleichen nehmen's nicht wie's kommt. Mitnichten. Auslandsjournalisten wie Gujer gehen städig an Nato-, Antiterror- und sonstige Sicherheitskonferenzen, unterhalten sich dort mit allerhand Journalisten, Generälen, Funktionären, Geheimdienstlern und schreiben dann ihre Artikel und Bücher. Wer Gujer liest weiss, der Mann hat eine globale Perspektive und weiss Freund und Feind zu unterschieden.

Die Schweizer Europapolitik geisselt Gujer denn auch folgerichtig nicht aus Schweizer, sondern aus Europäischer Perspektive. Wie wenn die Schweiz bereits Mitglied von EU und Eurozone wäre. Pragmatismus bei der Verteidigung wirtschaftlicher Landesinteressen geht anders.

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