Mittwoch, 20. April 2016

Die Panama Papers und die Rückkehr der Sippenhaft im Journalismus

Vladimir Putin, Xi Jinping, David Cameron, und andere fette Fische im Fangnetz der Internationalen der Bigdatajournalisten ICIJ in Washington D.C. waren keine Direktkunden von Mossack Fonseca.

Ihre Namen tauchen auf, weil mehr oder weniger entfernte Verwandte (Vater, Schwager, etc.) oder gute Freunde von ihnen, sich bei Mossack Fonsecca eine Briefkastengesellschaft gekauft hatten.

Was es genau bedeutet, dass der Schwager des Chinesischen Staatspräsidenen, Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas und Oberkommandierenden der Chinesischen Volksarmee eine solche Briefkastengesellschaft  besitzt, wissen die ICIJ-Bigdatajournalismus-Asse nicht. Ebensowenig wie sie den Hintergrund und die Details der Beziehungen jenes Moskauer Putin-Freundes und Mossack Fonseca Kunden mit dem Russischen Präsidenten und Oberkommandierenden kennen.

Die unterschwellige Botschaft hingegen, die mitgeht wenn man im Tages-Anzeiger, der NZZ oder dem Internet davon liest und hört, ist klar: Putin, Jinping und Cameron sind korrupt.

Einspruch! Das ist journalistische Sippenhaft.

Eine Variation jenes üblen barbarischen Terrorinstrumentes, das sowohl im Römischen als auch im Germanischen Recht bekannt war, und in Diktaturen heute noch angewendet wird.

Bei allem Respekt vor den Panama Papers, journalistische Sippenhaft geht nicht. Individuelle Korruption, das heisst Käuflichkeit für Sonderinteressen, muss Politikern jeglicher Couleur im Einzelfall konkret nachgewiesen werden.

Als einstiger Recherchierjournalist - alte (linke) Schule - weiss ich, wovon ich spreche. Unvorteilhaft dargestellte Protagonisten meiner Geschichten haben mich damals mehrfach wegen Ehrverletzung oder übler Nachrede angeklagt, ohne dass ich je eine gerichtliche Verurteilung hätte einstecken müssen. Dafür verhinderte die UBS 1997 mit einer Intervention beim Tages-Anzeiger Magazin die Publikation einer meiner besten Offshore-Recherchen.

Von der Mystifikation des ICIJ-Bigdatajournalismus zum Übermoralisten der Weltwirtschaft halte ich nichts. Journalistische Recherchen zur Thematik Weltwirtschaft und Weltfinanz stehen immer in einem kommerziellen und geopolitischen Verwertungszusammenhang. Warheitssuche um der Warheit willen ist sehr selten.

Wer kontrolliert die Kontrolleure, das ist hier die Frage.

Mittwoch, 6. April 2016

Panama Papers - Offshore ist Tot, Fintech lebt!

So ändern sich die Zeiten. 

Wenn ein freier Journalist dem Tages-Anzeiger vor 25 Jahren eine saftige Story über die geschäftlichen Verbindungen des Zürcher Anwalts,  Panzerobersten a. D. und Kriminautors Ulrich Kohli mit dem Waffen/Diamanten/Tabak-Händler John Bredenkamp anbot, dann sagte dort der Redaktor, geh lieber zur WOZ mit deiner linken Räuberpistole. Heute stellt der Tages-Anzeiger  den gleichen Kohli als "Advokat zu Diensten im Waffengeschäft" an den Pranger. Kohli soll laut TA selbst für Mossack Fonsecca "ein zu heisses Eisen" gewesen sein.

Zugegeben, neben Putin, Poroschenko und den vielen anderen hochrangigen Verdächtigen - Amerikaner fehlen auf der Liste!? - ist Kohli nur eine kleine Nummer. Doch die Frontalattacke des Tages-Anzeigers und der NZZ gegen ihn und andere Schweizer Offshore-Anwälte, stellt deren Gewerbe endgültig in die Schmuddelecke. 

Cui Bono, muss man sich da fragen. Wem nützt es, wenn die Mainstream-Medien auf der ganzen Welt - in atemberaubender Gleichschaltung nota bene - Mossack Fonsecca und andere Offshore-Anwälte als moralisch fragwürdige Operateure im Grenzbereich zwischen Legalität und Illegalität anprangern? 

Ich meine, am meisten profitiert Fintech, also die laufende Digialisierung des Finanzwesens. Der Offshore Crash gibt einer wichtigen Fintechfront Schub, nämlich der Entwicklung des anonymen Internetgeldes.

Wenn Bitcoin, Ethereum und die anderen einmal zuverlässig zum Funktionieren kommen, dann werden Offshore Briefkastengesellschaften überflüssig, von denen zur Anonymisierung des Zahlungsverkehrs heute drei bis vier babuschkamässig ineinandergeschachtelt nötig sind.