Mittwoch, 15. Juni 2016

Showdown beim IWF: Anglo-Amerikanischer Finanzkapitalismus gegen Chinesischen Staatskapitalismus

Routinemässig überprüft der Internationale Währungsfonds (IWF) die Wirtschaft seiner Mitglieder. Anfang Juni war China dran. Gestern hat der IWF (in Person eines US-amerikanischen Vizedirektors) den Bericht in Peking präsentiert.

Die zentrale Kritik des IWF am Zustand der chinesischen Wirtschaft ist die wachsende Gesamtverschuldung, die IWF-Ökonomen auf 225 Prozent des Bruttoinlandproduktes schätzen. (Es gibt auch andere Schätzungen)

Die Gesamtschuldenquote von 225 Prozent widerspiegelt die aggregierte Verschuldung von Staat, Unternehmen und Privaten.

Damit hat China ungefähr die gleiche Gesamtschuldenquote wie die USA. Die Quote der EU liegt deutlich höher, Deutschland allein leicht höher. Die japanische Quote ist ungefähr doppelt so hoch wie die chinesische.

Am Gesamtverschuldungsgrad können die Sorgen der IWF-Ökonomen mit China also nicht liegen.

Grosse Sorgen bereitet den IWF-Ökonomen vielmehr der hohe Anteil der Unternehmensschulden von 145 Prozent an der Gesamtschuldenquote. Staat und Private stehen nur je mit 40 Prozent in der Kreide.

Wie die IWF-Ökonomen vorrechnen, geht mehr als die Hälfte der Unternehmensschulden auf das Konto von staatseigenen Betrieben, die jedoch laut IWF nur 22 Prozent zum BIP beitragen. Sie empfehlen eine verstärkte Schrumpfung der Staatsbetriebe.

In den USA, Japan und der EU gestaltet sich das Verhältnis Unternehmens-, Staats- und Privatverschuldung ganz anders. Dort ist der Anteil der Staats- und Privatschulden an der Gesamtverschuldung signifikant höher als der Anteil der Unternehmensschulden.

Grund für die Situation in den USA, der EU und Japans sind, was die wachsende Staatsverschuldung betrifft, die Sozialisierung der Kosten der Finanzkrise durch die Regierungen, sowie der Kauf von Staatsschuldpapieren durch die Zentralbanken. Was die wachsenden Privatschulden betrifft, so liegt der Hauptgrund im wachsendenden kreditfinanzierte Konsum und der steigenden Hypothekarverschuldung.

Grund für die steigende Verschuldung chinesischer Staatsbetriebe ist die Politik der kommunistischen Partei Chinas, strategisch wichtige Sektoren der Wirtschaft wie die Rüstungsindustrie, den Energiesektor, die Telekommunikation, die Chemie u.a.m. unter direkter Staatskontrolle zu behalten. Staatsunternehmen in diesen Sektoren bekommen von den Chinesischen Staatsbanken problemlos Kredit. Die Staatschulden blieben bislang tief dank Auslagerung von Staatsausgaben in Staatsbetriebe mit eigenem Budget. Grund der tiefen Privatschulden ist die nach wie vor hohe Sparneigung der chinesischen Bevölkerung.

Fazit: Während der anglo-amerikanischen Finanzkapitalismus sein marodes Bankensystem mit Kreditspritzen am Leben erhält und Hypothekar- und Konsumkredite vergibt, pumpt der Chinesischen Staatskapitalismus Kredit in die staatlichen und auch nichtstaatlichen Unternehmen der Realwirtschaft.

Wer macht es besser? Die Systemkonkurrenz läuft.

Donnerstag, 9. Juni 2016

Zellers Abgang: Mehr als eine Personalie!

Inlandchef und Mitglied der Chefredaktion René Zeller verlässt die NZZ und geht als Bundeshausredaktor und Mitglied der Chefredaktion zur Weltwoche.

Karrieremässig ist Zellers Jobwechsel sicherlich ein Knick: der Abstieg vom Olymp des deutschschweizer Journalismus in die Niederungen von Rogers Wundertüte.

Ging Zeller auf eigenen Wunsch oder wurde er gegangen?

So wie ich die Dinge lese liegt der tiefere Grund für Zellers Abgang in den Auseinandersetzungen um die publizistische Ausrichtung der Marke NZZ.

Gewonnen haben die NZZ-Entschweizerer Gujer, Dengler, Zielina auf der Plattform: Die liberale Stimme für den deutschen Sprachraum, gegründet 1780.

Verloren haben die Vertreter der Parole: Die liberale Zeitung für die Schweiz.