Mittwoch, 13. Dezember 2017

Der elektronische Franken und die Bilanz der Nationalbank

Der E-Franken, auch elektronische Banknote oder elektronisches Bargeld genannt, ist eine neue Geldsorte der Nationalbank (SNB). Mit dem E-Franken kann im Internet ohne Zwischenschaltung eines Bank- oder Postkontos direkt bezahlt werden, genau gleich wie mit Banknoten in der Realwirtschaft.

Der zentrale volkswirtschaftliche Vorteil des E-Frankens für den Wirtschaftsraum Schweiz besteht in fallenden Transaktionskosten und sinkendem Energieverbrauch dank Ausschaltung aller Intermediäre im Zahlungsverkehr wie Banken, Postfinance, Kreditkarten und Apps.

Eine andere Qualität der neuen SNB-Geldsorte ist ihre "Mündelsicherheit", wie man früher den maximalen Sicherheitsstandard für Geldanlagen von Witwen und Waisen nannte. Weil die Nationalbank im Unterschied zu privaten Banken nicht bankrott gehen kann, sind E-Franken sicherer als das heutige elektronische Buchgeld auf Bankkonten, das durch die gesetzliche Einlagensicherung lediglich bis zum Betrag von 100'000 Franken gedeckt ist. Alle die ihre Ersparnisse nicht bei einer privaten Bank oder bei den gleichermassen profitstrebig funktionierenden Postfinance und Kantonalbanken halten wollen, können mündelsichere Nationalbank-E-Franken halten.

Diesen Vorteilen stehen wie überall auch Nachteile gegenüber, etwa der Missbrauch der E-Franken zu Geldwäsche oder Steuerhinterziehung. Doch davon mehr später.

Damit sich der geldpolitische Spielraum der SNB infolge der neue Geldsorte nicht verengt, muss der E-Franken in deren Bilanz genau gleich behandelt werden wie die bisherigen Banknoten. Das heisst der genaue Betrag der ausgegebenen E-Franken erscheint auf der Passivseite als Schuld gegenüber jedem einzelnen Halter von E-Franken.

Die zusammengefasste und gerundete SNB-Bilanz per Ende Jahr präsentiert sich wie folgt:
(in Milliarden Franken)

AKTIVEN                                      ⎮ PASSIVEN
_________________________________________________________________

Devisen                              782      ⎮ Giroschulden bei inl. und ausl. Banken        525
Gold                                     42      ⎮ Eigenkapital und Reserven                           132
                                                       ⎮ Banknoten                                                       77
                                                       ⎮ Schulden bei Bund und Banken                    100


Die Aktivseite der SNB-Bilanz ist insofern ein Sonderfall, als dass diese auschliesslich Guthaben in Fremdwährung oder Gold ausweist, und keine Guthaben in eigener Währung bei der eigenen Staatskasse. Während die Aktiven der Europäischen Zentralbank, dem US-Fed, der Bank of England, und gar nicht zu reden von der Bank of Japan zu 50 bis über 100 Prozent aus Staatsobligationen des eigenen Landes in eigener Währung bestehen - also einem auf sich selbst gezogenen Scheck.

Die Passivseite der SNB-Bilanz ist ebenfalls ein Sonderfall insofern als diese zu etwa 2/3 aus Giroschulden der Nationalbank bei den Geschäftsbanken besteht. Gemäss den gesetzlichen Mindestreservevorschriften auf Kreditausleihungen müsste das Bankensystem sehr viel weniger Zentralbankengeld auf seinen Girokonten halten. Geschätzte 450 Milliarden Franken dieser Nationalbank-Giroschulden bei den Geschäftsbanken liegen über der gesetzlichen Mindestreserve und behindern die Geldpolitik.

Von diesen überschüssigen 450 Milliarden Franken Girogeldern könnten, sagen wir mal 350 Milliarden durch eine Reform des Nationalbankgesetzes in E-Franken umgewandelt werden. Als souveräner strukturpolitischer Akt des Gesetzgebers, der die  geldpolitische Souveränität des SNB-Direktoriums nicht tangiert.

Dem Kreditschöpfungsprozess des Bankensystem bringen die unverzinsten überschüssigen Nationalbank-Giroguthaben nichts. Die nötigen Mindestreserven für alle Bankkredite in der Schweiz liegen heute um ca. 3000 Prozent über der vorgeschriebenen Limite. (Ganz abgesehen davon, dass diese überschüssigen 450 Milliarden die dem Bankensystem seit der Finanzkrise vor 10 Jahren dank dem Mechanismus der enormen Eurokäufe der SNB ohne Eigenleistung zuflossen dem Volk gehören, und nicht den Banken.

Mit einer Revision des SNB-Gesetzes als Grundlage, könnten die 350 Milliarden E-Franken durch eine entsprechende Verringerung der Giroschulden beim Bankensystem auf der Passivseite der Bilanz eingebucht werden.

Sind die E-Franken erst mal in der Bilanz eingebucht, braucht es nur noch eine Blockchain damit das geneigte Publikum das Digitalgeld E-Franken im Netz wie Bargeld einsetzen kann - okay, das mit dem "nur" war nur ein Witz.

Die Blockchain-Technik, auch die Grundlage von Bitcoin, verhindert, dass mit dem gleichen E-Franken zwei oder mehrmal bezahlt werden kann. Wobei die E-Franken-Blockchain die grossen Nachteile der Bitcoin-Blockchain vermeidet, nämlich die Spekulation, welche Bitcoins im Zahlungsverkehr untauglich macht. Und das nicht nachhaltige Bitcoin-Mining, welches irre Energiemengen vergeudet.

Obwohl die Auswirkungen von 350 Milliarden E-Franken auf die Devisenspekulation erst absehbar werden, wenn diese neue Geldsorte existiert, darf davon ausgegangen werden, dass die SNB-Geldpolitik den E-Franken mit neuen Massnahmen ebensogut oder schlecht in den Griff bekommt, wie den Kurs der Hartwährung Franken insgesamt. Im unregulierten Bitcoin-Universum herrscht die Anarchie der Märkte, Franken, inklusive E-Franken sind von der SNB reguliert, wenn nötig mit drastischen Massnahmen.

Vieles hängt auch an der Programmierung der E-Franken-Blockchain. Diese könnte beispielsweise nicht wie Bitcoin für die ganze (anonyme) Welt konzipiert sein, sondern intranetmässig nur für angemeldete Nutzer. In dem Sinne, dass die SNB mit den bisherigen Girobanken eine Annexanstalt gründet, wo jemand der die ein E-Frankenkonto haben will, sich zur Vermeidung von Geldwäsche und Steuerhinterziehung identifizieren muss, bevor er seine E-Franken für Transaktionen benutzen darf.

Montag, 11. Dezember 2017

Die NZZ, Eric Gujer und Gerhard Schwarz

Nachdem Veit Dengler unsere alte Tante wirtschaftlich fast ruinierte, versucht NZZ-VR-Präsident Etienne Jornod dem Blatt durch Abkoppelung der Regionalzeitungen wieder eine ökonomische Basis zu verschaffen.

Ob das Joint-Venture der NZZ mit Peter Wanners AZ Medien funktioniert bleibt abzuwarten, doch darum geht es hier nicht.

Lieber möchte ich wieder einmal meine Meinung zum aktuellen Inhalt der NZZ zum Besten geben, wo ich heute Eric Gujer und Gerhard Schwarz als wichtigste Meinungsführer sehe.

Chefredaktor Gujer profiliert sich mit einem E-Mail-Newsletter für ein deutsches Publikum, dem kläglichen Rest der gescheiterten Dengler-Gujerschen Vision der Webseite nzz.de. Der Newsletter für den grossen Kanton schein weniger wichtig, als die Leitartikel für eine Schweizer Leserschaft aus der Perspektive des Schweizer Portemonnaies.

Welche Positionen vertritt die NZZ in Deutschland? Ich denke, Geopolitiker Gujer sucht den Wiederaufbau der von Trump abgewrackten deutsch-amerikanischen Atlantikbrücke, ohne Rücksicht auf das Schweizer Portemonnaie.

Ganz anders hält es NZZ-Kolumnist Gerhard Schwarz, der überdies im publizistischen Beirat sitzt, der NZZ-VR-Präsident Jornod berät. Schwarz, 1995 Mitverfasser des neoliberalen Deregulations-Weissbuches, heute ordoliberal, entdeckte den diskreten Charme des Sonderfalles Schweiz.

Ordoliberale fordern staatlich geregelte Märkte,  Neoliberale fordern freie Bahn dem freien Bürger. Gujer unterscheidet hier nicht wenn er sagt: "Wir sind ordoliberal. Sie könnten auch neoliberal sagen".

In seinen zwei neusten NZZ-Kolumnen preist der reformierte Weissbuch-Deregulierer Schwarz die Schweizer Besonderheiten mit Worten, die Christoph und Magdalena Blocher, Markus Somm und Roger Köppel wohl auch unterschreiben würden.

Sollte es an der Falkenstrasse mal zum Showdown zwischen dem "Sonderfall-Schweiz-ordoliberalen"-Wirtschaftspolitiker Gerhard Schwarz und dem "make-America-great-again-without-Trump"-Geopolitiker Eric Gujer kommen, dürfte Schwarz meines Erachtens gewinnen.

Gemeinsame wirtschaftliche Interessen, nicht geopolitische Allianzen sind das Fundament des Sonderfalls Schweiz.

Montag, 6. November 2017

Kurt Schiltknecht hat recht: Die Nationalbank-Bilanz muss raschmöglichst verkürzt werden

Seit der Finanzkrise vor zehn Jahren wachsen die Devisenreserven der Nationalbank (SNB). Und beziffern sich mittlerweilen auf umgerechnet 761 Milliarden Franken, oder ungefähr 95 Prozent aller Aktivposten in der SNB-Bilanz.

Zum Vergleich: Die Devisenreserven der EZB  belaufen sich auf umgerechnet ungefähr 42 Milliarden Euro oder ungefähr 12 Prozent der bilanzierten Aktiven.

Wie hoch die Devisenreserven einer Zentralbank sein sollen, ist für jede einzelne Institution gesondert zu beantworten. Als Faustregel gilt die Guidotti-Greenspan-Regel die besagt, dass die Reserven eines Landes gleich der unterjährigen Auslandsverschuldung sein sollten, um einem schockartigen Abzug von kurzfristigem ausländischen Kapital jederzeit widerstehen zu können. Nach dieser Regel bräuchte die SNB nur wenig Devisenreserven, weil der Finanzplatz Schweiz bislang noch keine solche Situation erlebte. Ganz im Gegenteil, seit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 führten die Krisen und Kriege der letzten 150 Jahre unter dem Strich zu einem Kapitalzufluss in die Schweiz.

Auch im Vergleich zu den Dimensionen der Realökonomie des Wirtschaftsraumes Schweiz sprengen die 761 Millarden Devisenreserven sämtliche Relationen. Sie liegen 111 Milliarden höher als das Bruttoinlandprodukt 2016 von 650 Milliarden Franken, und fast gleich hoch wie das investierte Gesamtvermögen aller Schweizer Pensionskassen.

Zugegeben, diese makroökonomischen Missverhältnisse sind alle bekannt, laut SNB-Direktorium kein Problem und werden, wohl darum, in Politik und Medien kaum je thematisiert.  Einzig von Alt-SNB-Chefökonom Kurt Schiltknecht kassierte die SNB bislang gröbere Schelte wegen der aufgeblähten Bilanz. Wenn die SNB ihre Bilanzsumme nicht unverzüglich herunterfahre, so Schildknecht in der NZZ vom 7.10.17, werde die Geldpolitik "nicht in der Lage sein, der nächsten Krise die Stirn zu bieten".

Wo Schiltknecht recht hat, da hat er recht, die überschüssigen Devisenreserven rauben der Geldpolitik den Spielraum in einer zukünftigen Krise und müssen raschmöglichst aus der SNB-Bilanz verschwinden.

Die Frage, wie die dringend nötige Bilanzschrumpfung der SNB vorgenommen werden soll ist kein geldpolitisches, sondern eine strukturpolitisches Problem, das von Nationalbank, Bundesrat, Parlament und schliesslich den Stimmberechtigten gelöst werden muss.

Montag, 30. Oktober 2017

Auslandvorarlberger Gerhard Schwarz oder Tessiner Sergio Ermotti: Wer ist der besser Schweizer?

Als der Vorarlberger Landeshauptmann unlängst die im Ausland erfolgreichen Landsleute zum Network-Treffen an den Bodensee rief, kam auch der Schweizer Pensionist Gerhard Schwarz. Schwarz, der das heimatliche Hard vor vielen Jahren zum Studium an der helvetischen Kaderschmitte in St. Gallen verliess, avancierte später bei NZZ und Avenir Suisse zum neoliberalen Totengräber der einstigen korporativistischen Schweiz AG.

In seiner NZZ-Kolumne vom letzten Samstag hat sich Schwarz in einer Art und Weise zum Sonderfall Schweiz bekannt, der wohl auch die Zustimmung von Christoph Blocher, Roger Köppel  und der SVP finden dürfte.

Demnach wird die Schweiz wird nicht durch eine gemeinsame Kultur, Sprache und Religion zusammengehalten, sondern durch vier auf das Land zugeschnittene, kaum kopierbare politische Institutionen: "Es sind dies die direkte Demokratie, die Vielfalt ermöglicht; das Milizprinzip, das die Berufspolitik verhindert; der Nonzentralismus, der Unterschiede zulässt; und die Konkordanz, die den Kompromiss lebt."

"Über all dem", so Schwarz weiter, "thront das genossenschaftliche Staatsverständnis, das in der Schweiz die Aussage «Der Staat, das sind wir alle» nicht zur Hypokrisie werden lässt. Dank ihm hält die Schweiz Äquidistanz zum Respekt ihrer Nachbarländer vor dem Obrigkeitsstaat und zur Radikalkritik am Staat der amerikanischen Libertären."

Gemäss Schwarz halten die erwähnten vier Institutionen, ergänzt noch durch das genossenschaftliche Staatsverständnis "die vielfach fragmentierte Willensnation Schweiz, voller Gegensätze zwischen Jung und Alt, Arm und Reich, Zugewanderten und hier Geborenen, Stadt und Land sowie zwischen Regionen, Religionen, Sprachen und Kulturen, zusammen."

Kein Wunder, gilt der einstige NZZ-Wirtschaftschef heute bei seinen Nachfolgern nicht mehr als Neoliberaler, sondern als Ordoliberaler - was allerdings nur für die an den ideologischen Besonderheiten des Bindestrich-Liberalismus interessierten von Bedeutung ist. NZZ-Chefredaktor Eric Gujer schrieb einmal (sinngemäss) Neoliberal, Ordoliberal, scheissegal.

Gleichzeitig zu Schwarzens Schweizer Sonderfall-Bekenntnis, kassierte UBS-Chef Sergio Ermotti am letzten Samstag viel Kritik für seine Aussage, die ausländischen Mehrheitsaktionäre könnten die UBS-Zentrale in ein anderes Land verlegen. Er selber würde diese gerne in der Heimat belassen, aber „nichts ist zu 100 Prozent sicher“.

Statt den ausländischen UBS-Mehrheitsaktionären mit: Nur über meine Leiche zu antworten, wie es jeder Patriot verlangt, der einen Schuss Pulver wert ist, oder mit:  Euch brauchen wir gar nicht mehr, wir haben jetzt Google, wie ein anständiger Neoliberaler, ist der smarte Tessiner vor den Ausländern sang und klanglos eingeknickt.

Wer ist der bessere Schweizer, Ermotti oder Schwarz? das ist hier die Frage.

Freitag, 22. September 2017

Unerwünschte Konsequenz der Geldpolitik: Nationalbankaktie wurde Spekulationspapier

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist eine Aktiengesellschaft der besonderen Art. Die Aktienmehrheit liegt bei den Kantonen,  die Aktienminderheit ist frei käuflich, wobei diese Aktien kein Stimmrecht haben.

Der Börsenkurs dieser SNB-Aktien hat sich in den vergangenen 12 Monaten verdreifacht. Da stellt sich die Frage, wie dieses stimmrechtslose Wertpapier zum Spekulationsobjekt werden konnte.

Die Antwort darauf ist klar: Die Geldpolitik der SNB, sprich die kontrollierte Abwertung des Frankens durch Käufe von Euros gegen selbstgeschöpftes Franken-Girogeld, hat die Nationalbank in einen verkappten Staatsfonds verwandelt.

Die SNB-Aktiven bestehen zu über 90 Prozent aus Devisenreserven. Das ist eine Besonderheit, die Aktiven anderer Zentralbanken wie dem US-Fed, der EZB oder der BoJ bestehen aus Staatsobligationen und Wertpapieren in der eigenen Währung.

Diese Devisenreserven im Gegenwert von weit über 700 Milliarden Franken - fast gleichviel wie das investierte Gesamtkapital der 2. Säule - wurden mittlerweilen in Euro-, Dollar-, Yen-, etc. Wertpapiere diversifiziert. Die SNB ist heute Grossaktionärin bei vielen Unternehmen, etwa bei Apple, Amazon, Alphabet, IBM oder Microsoft.

Fazit: SNB kaufen.

Montag, 18. September 2017

Das "Utility Settlement Coin" als Vorstufe zum elektronischen Franken der Nationalbank

Gestern veröffentlichte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich einen Report zum Kryptocash, einer zurzeit von zahlreichen Zentralbanken angedachten neuen elektronischen Geldsorte, mit der ohne Dazwischenschaltung eines Bankkontos gleichermassen anonym bezahlt werden kann, wie mit Banknoten einer Zentralbank.

So ein elektronischer Franken wäre gleich viel Wert wie eine Frankenmünze. Und 1000 elektronische Franken wären gleich viel wert wie eine Tausendernote.

Doch anders als mit der Banknote, die ich physisch über den Ladentisch schieben muss, kann ich mit dem e-Franken durch direkte Übertragung per Smartphone bezahlen, ohne dass eine Debit- oder Kreditkarte, bzw. ein Bank- oder Postkonto eines privaten Finanzinstitutes dazwischengeschaltet werden muss.

Die e-Franken wird direkt von der Nationalbank (SNB), oder einer neuen SNB-Anexanstalt ausgegeben, und von den gleichen Währungs- und Goldreserven gesichert, wie die zwei bisherigen SNB-Geldsorten, das Notengeld und das Giralgeld. Und können als volle Kryptowährung ausgegeben werden, oder von einem kontrollierten System, in dem nur reinkommt, wer der SNB bekannt ist.

Der hohe Giralgeldüberschuss, den die SNB aufgrund der enormen Eurokäufe der letzten Jahre in der Bilanz akkumuliert hat, kann durch die Umwandlung des Giralgeldüberschusses in e-Franken abgebaut werden.

Auffallend ist die Bedeutung die der BIZ-Kryptocash Report den "Utility Settlement Coins" (USC) gibt, einem Projekt von UBS, Credit Suisse und zahlreicher anderer globalisierter Investmentbanken.


Diese USC sind das Spiegelbild eines Korbes verschiedener Zentralbankwährungen, den die Privaten Banken die beim Projekt mittun, als Sicherheit für jedes USC Token das sie herausgeben, in einem Treuhandkonto bei der betreffenden Zentralbank hinterlegen.

Diese USC werden überflüssig, sobald die Nationalbank oder eine andere Zentralbank eine eigene e-Geldsorte einführen, auch wenn das System der privaten USC-Emittenten technisch funktioniert.

Donnerstag, 14. September 2017

Tages-Anzeiger-Wirtschaftschef-Stv. Holger Alich fordert Wirtschaftskrieg Schweiz-China

Vor kaum zwei Monaten neu als Ressortleiter-Stellvertreter Wirtschaft zum Tages-Anzeiger gekommen, riskiert der deutsche Wirtschaftsredaktor Holger Alich im heutigen Blatt bereits eine dicke Lippe.

"Die Schweiz darf nicht naiv sein" schreibt Alich, und fordert mit Hinweis auf die Verhältnisse in den USA und der EU auch in der Schweiz Staatseingriffe gegen den "Kaufrausch" chinesischer Firmen.

Die Argumentation seines anti-chinesischen TA-Leitartikels entspricht im Grunde den Ansichten des einstigen Trump-Beraters Steve Bannon, der heute auf dem rechtsradikalen US-amerikanischen Newsportal Breitbart den Wirtschaftskrieg der USA gegen China fordert.

Die Forderung des Tages-Anzeiger-Wirtschafts-Stv. nach geopolitischem Protektionismus wirft nicht nur die Grundprinzipien des wirtschaftsliberalen Freihandels über Bord, sondern auch die traditionelle Schweizer Neutralität, und Sinn und Geist des Freihandelsabkommens Schweiz-China obendrein.

Journalistisch ist das alles nicht. Non-Story. Neue Fakten aus Politik und Wirtschaft fehlen. Es handelt sich vielmehr um einen ideologisch bedingten Vorstoss eines TA-Redaktors zur Destabilisierung des Freihandelsabkommens Schweiz-China.

Angesichts dieser ideologischen Frontalattacke gegen die Schweizer Aussenwirtschaftspolitik stellt sich die Frage, wo Holger Alichs Loyalitäten laufen.

Vielleicht sollt sich TA-Journalismusqualitätschef Res Strehle gelegentlich der politischen Instrumentalisierung von Tamediaprodukten durch einzelne Redaktoren widmen. Seit der kommerziell erzwungenen Abschaffung der alten Tamedia-Redaktionsstrukturen hst diese Problematik viel an Bedeutung gewonnen.

Montag, 4. September 2017

Nationalbank-Geldpolitik: Private Banken kassierten letztes Jahr 50 Milliarden Geldschöpfungsgewinn

Gemäss einer heute veröffentlichen Statistik der Nationalbank kassierten die Schweizer Banken vom 19.7.16 bis 19.7.17 insgesamt 50 Milliarden Franken Geldschöpfungsgewinne.

Link: Mindestreserven: Erfüllung für die letzen 12 Unterlegungsperioden
https://www.snb.ch/de/mmr/reference/gwd_20170904/source/gwd_20170904.de.pdf

Dieser enorme Geldschöpfungsgewinn für die privaten, gewinnstrebigen Banken entstand als direkte Folge der Geldpolitik der gemeinnützigen, nicht gewinnstrebigen Nationalbank.

Seit der Finanzkrise besteht die Geldpolitik der Nationalbank aus der Schwächung des Frankenkurses gegenüber dem Euro durch Eurokäufe. (Mit flankierenden Negativzinsen.) Diese Euros kauft die Nationalbank nicht direkt bei der Europäischen Zentralbank, sondern bei privaten Banken, die sie mit aus dem Nichts geschöpften Franken-Gutschriften auf deren jeweiligem Girokonto bei der Nationalbank bezahlt.

Die daraus resultierende Privatisierung der 50 Miliarden Geldschöpfungsgewinne des vergangenen Jahres - seit Ausbruch der Finanzkrise sind es ungefähr 10 mal soviel - verlief wiederum weitgehend unkommentiert.

Weder politische Parteien noch Mainstreammedien haben das zentrale Thema der Schweizer Wirtschaftspolitik thematisiert.

Einzig die Vollgeldler weisen als einsame Rufer in der Wüste darauf hin, dass der aus Ausdehnung der Geldmenge zwecks Eurokauf entstehende Geldschöpfungsgewinn, dem Staat gehört, und nicht den Banken.

Freitag, 1. September 2017

Das "Utility Settlement Coin" Projekt der UBS und der elektronische Franken

Im Sommer 2015 starteten die UBS und das Londoner Fintech-Startup Clearmatics das Projekt "Utility Settlement Coin" (USC).

Vereinfacht gesagt geht es dabei um die Übertragung der Bitcoin-Technologie (Blockchain/Distributed Ledger) auf das Zentralbankengeld, also Dollars, Euros oder Franken.

USC ist Krypto-Cash auf der Basis von Blockchain/Distributed Ledger.

Also keine staatlich unregulierte Krypotwährung wie Bitcoin und andere, sondern ein Äqivalent für Dollar, Euro, Franken etc. als USC-Dollar, USC-Euro, USC-Franken, etc.. Auf dem Distributed Ledger wären solche Tokens immer soviel Wert wie die darunterliegende Zentralbankenwährung.

Wenn alles so tut, wie es sollte, sind damit elektronische Direktzahlungen in Zentralbankengeld, Dollars, Euros, Franken etc. möglich.

Also etwas, das bislang unmöglich ist. Wenn ich heute per E-Banking zahle, brauche ich ein Bankkonto wo kein Zentralbankengeld drauf ist, sondern Kreditgeld der Bank.

Im Sommer 2016 schlossen sich vier weiter Banken dem USC-Projekt an, nämlich BNY Mellon, Deutsche Bank, Santander und NEX. Und gestern schliesslich war auf coindesk.com zu erfahren, dass sich sechs weitere Finanzgiganten am USC-Projekt beteiligen, nämlich Barclays, CIBC, Credit Suisse, HSBC, MUFG und State Street.

In der letzten Projektphase geht es um die Definition der nötigen Banken-Zusammenarbeit, eines elektronischen Zentralbanken-Cash-Äquivalentes des USC-Tokens, sowie den rechtlichen Erfordernissen einer Echtzeit-Transaktion zwischen Käufer und Verkäufer mit USC.

Das Ziel des USC-Projektes der 11 globalisierten Investment Banken ist ein effizienterer Wertpapierhandel. Anstatt wie heute durch ein kompliziertes Netz von Mittelsmännern und Clearinghäusern mit den dazugehörigen Risiken, sollen Wertpapiere zukünftig durch Übertragung des Gegenwertes in USC in einem Aufwisch rechtsgültig übertragen werden können.

USC und elektronischer Franken

Mit der vom USC benutzten Blockchain/Distributed Ledger-Technologie könnte die Nationalbank auch einen elektronischen Franken schaffen. Ein elektronisches Äquivalent der Banknoten mit dem gleich wie mit Bargeld bezahlt werden könnte. Technisch könnten Konti für dieses Geld  problemlos von einer neuen Abteilung der Nationalbank, der Postfinance oder dem Bankensystem oder von allen drei geführt werden.

Ein solcher elektronischer Franken hätte alle Vorteile des Vollgeldes, über das im Juni 2018 abgestimmt werden soll.  Aber ohne den Nachteil der Installation einer vom dreiköpfigen Nationalbank-Direktorium geführten Wirtschaftsdiktatur der staatskapitalistischen Vollgeld-Schweiz.

Freitag, 18. August 2017

Zentralbanken: Sonderfall Nationalbank

Die US-amerikanische, Europäische, Japanische und Britische Zentralbank haben alle ein grosses Problem: Zuviele Staatsobligationen, Obligationen von staatlichen und halbstaatlichen Institutionen sowie notleidende Bankkredite in der Bilanz.

Diese Aufblähung der Aktiven entstand als Folge einer Anti-Krisen-Geldpolitik, die nach der Finanzkrise vor zehn Jahren davon ausging, der Kauf von Staatobligationen und die Rettung maroder Banken mit selbstgedrucktem Geld könne die Wirtschaft wieder ankurbeln.

Weil diese Hoffnung nicht aufging hat die EZB heute für knapp 2 Billionen Franken Eurozone-Staatsobligationen in der Bilanz, die BoJ für knapp 4 Billionen und das US-Fed für gut 2 Billionen. Dazu kommen bei allen drei Instituten noch weitere Billionenguthaben bei staatlichen und halbstaatlichen Institutionen. Beim US-Fed beispielsweise, bestehen 90 Prozent der Aktiven aus  US-Treasuries und Obligationen der staatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddy Mac. Dass die jeweiligen Staaten solch gigantische Schulden je wieder zurückzahlen können scheint wenig wahrscheinlich.

Schulde ich dir 1 Milliarde, bin ich in deiner Hand, schulde ich dir 1 Billion bist du in meiner Hand. Gemäss diesem ehernen Gesetz der Schuldenwirtschaft befinden sich die genannten Zentralbanken in Geiselhaft ihrer jeweiligen Regierungen.

Nicht so die Schweizerische Nationalbank (SNB).

Die SNB hat keine Bundesobligationen gekauft, und der durch die UBS-Rettung die Bilanz gespülte Finanzmüll ist längst wieder entsorgt. Die Aufblähung der Aktiven in der SNB-Bilanz ist die Folge des Kaufes von Euros gegen selbstgedruckte Franken.

90 Prozent der SNB-Aktiven sind Devisenreserven. Im Prinzip beeinflussen diese Devisenreserven die Wirtschaftsentwicklung im Frankenraum nur indirekt und wenn, dann positiv.

Ein Problem hingegen ist die Höhe der Devisenreserven, weil der Betrag von über 700 Millonen Franken die Dimension des ungefähr gleich grossen Schweizer Bruttoinlandproduktes (BIP) sprengt.

Das weltweit beispiellose Verhältnis der SNB-Devisenreserven zum Schweizer BIP von 1:1 beeinträchtigt den Spielraum der Geldpolitik und muss durch Schaffung eines Staatsfonds  von 400 Milliarden Franken reduziert werden.

Samstag, 12. August 2017

Die überschüssigen Devisenreserven der Nationalbank sind ein politisches Problem

Wie jede grosse Krise hat auch die Weltfinanzkrise 2007/08  Gewinner und Verlierer produziert. Eine der grössten Gewinnerinnen ist die Schweizerische Nationalbank.

Weil die Reichen dieser Welt daran glauben, dass der Wert des Frankens stabiler bleibt als ihre Heimwährung, wollen sie Franken haben. Und sind bereit, mit ihren Dollars, Euros, Pfunds, Yens etc. Franken zu kaufen, welche die Nationalbank selber drucken kann.

Auf diesem Hintergrund haben sich die Devisenreserven der Nationalbank seit dem Ausbruch der Weltfinanzkrise vor zehn Jahren auf umgerechnet über 700 Milliarden Franken verfünfzehnfacht.

Das ist ungefähr gleichviel wie die gesamte Wirtschaftsleistung der Schweiz in einem Jahr. Oder ungefähr gleichviel wie das Anlagevermögen sämtlicher Schweizer Pensionskassen.

Wieviel davon die Nationalbank für ihre Geldpolitik braucht ist umstritten - sagen wir mal die Hälfte. Anders gesagt hat die Nationalbank fast 400 Milliarden Franken überschüssige Devisenreserven in der Bilanz.

Je nach Entwicklung der Weltwährungslage, um nicht zu sagen des Weltwährungskrieges, (Eurokrise/Dollarschwäche/Pfundcrash/Renminbistärke), sowie der Entwicklung des "Safe-Haven-Status" des Frankens, können diese überschüssigen Devisenreserven zur Belastung für die Nationalbank werden und den Spielraum der Geldpolitik einengen.

Die geldpolitisch nötige Entlastung der Nationalbankbilanz von diesen Überschuss sprengt die Kompetenzen des dreiköpfigen Direktoriums im Rahmen seines verfassungsmässigen und gesetzlichen Mandates.

Den Betrag der für die Geldpolitik überschüssigen Devisenreserven muss die Nationalbank festlegen. Doch was mit dem Geld geschieht ist Sache der Bundespolitik.

Dienstag, 8. August 2017

Was tun mit den überschüssigen Devisenreserven der Nationalbank?

"Was tut die Schweizerische Nationalbank (SNB), wenn der Franken plötzlich deutlich schwächer wird?", fragt sich heute NZZ-Wirtschaftschef Peter A. Fischer. Und gibt gleich eine Antwort: "Theoretisch könnten ihre Händler vorsichtig damit beginnen, Devisenreserven aus der grossen SNB-Bilanz zu verkaufen."

Doch so simpel ist die Schweizer Geldpolitik nicht.

Die SNB ist eine Zentralbank, keine profitstrebige Devisenhändlerin wie Citigroup, Goldman Sachs, UBS, Deutsche und wie sie alle heissen.

Die SNB muss ihr verfassungsmässiges und gesetzliches Mandat erfüllen, die Geld- und Währungspolitik im Landesinteresse so zu gestalten, dass das Geld seinen Wert behält und sich die Volkswirtschaft gut entwickeln kann.

Die vielen Euros, welche die SNB in den vergangenen Jahren gekauft, und mit aus dem Nichts geschöpften Franken bezahlt hat, blähen die Bilanz. Auf der Aktivseite als überschüssige Devisenreserven und auf der Passivseite als überschüssige Girogelder. Also als Schuld der SNB gegenüber jenen Finanzinstituten, von denen sie in den vergangenen Jahren Euros gekauft, und mit aus dem nichts geschöpften Franken bezahlt hat.

Weil das aus dem Nichts geschöpfte Nationalbank-Girogeld nur zwischen dem Bankensystem und der Nationalbank zirkuliert, nicht zwischen der Nationalbank und den privaten Unternehmungen, muss jeder SNB-Devisenverkauf mit der entsprechenden Verringerung der Verpflichtung gegenüber einer Girobank gekoppelt sein.

Wird der Abbau überschüssiger Devisenreserven nicht mit dem Abbau der überschüssiger Guthaben der Girobanken gekoppelt, fällt der Geldschöpfungsgewinn nicht der Volkswirtschaft als ganzes zu, wo er hingehört, sondern dem privaten Bankensystem.


Freitag, 7. Juli 2017

Festschrift für Ernst Baltensberger: Vollgeld ist gut - E-Franken sind besser

"Es begann im Sommer 1976 auf dem Bauschänzli", schreibt das Nationalbank-Direktorium in seiner Würdigung zum 75. Geburtstag von Ernst Baltensberger, "der Gartenwirtschaft auf der künstlichen Limmatinsel unweit des Hauptgebäudes der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Zürich. Ernst Baltensberger, der seinerzeit an der Ohio State University lehrte, war von Kurt Schiltknecht, dem späteren Chefökonomen der SNB, eingeladen worden. Dieser hatte vom Direktorium den Auftrag erhalten, eine Forschungsgruppe aufzubauen und wandte sich auf der Suche nach geeigneten Mitarbeitern auch an seinen ehemaligen Zürcher Studienkollegen."

Mit der unlängst publizierten Festschrift hat sich das SNB-Direktorium nicht lumpen lassen. Das sorgfältig gestaltete dreisprachige Werk vereint 27 fachlich hochstehende, auch für Nichtökonomen verständliche Beiträge zu Geld, Geldpolitik, Banken und Finanzen.

Der grosse Festakt mit dem das Direktorium die Ehrengabe für den Grand Old Man der Nationalbank-Ökonomen präsentierte wurde gefilmt, und ist auf der SNB-Webseite abrufbar. Das aufwändige Event liegt ganz auf der Linie von Bundesrat Alain Berset,  der die Hälfte der für nationale Kulturpreise budgetierten Millionen nicht an Kulturschaffende verteilt, sondern für medial gepushte Preisverteilungs-Events einsetzt.

Bei allem Respekt für Ernst Baltensberger, bei dem auch Thomas Jordan und Fritz Zurbrügg studierten, die aufwändige Festschrift und der grosse Festakt muss auch als Eigenlob für die SNB-Geldpolitik insgesamt verstanden werden.

Der grosse Abwesende

Der Mann, der Baltensberger 1976 zur SNB holte war nicht da. Kurt Schiltknecht müsse in Lausanne Kinder hüten, so ähnlich sagte Baltensberger in seiner Festansprache.

Schiltknechts Beitrag zum Buch trägt den Titel "Unkonventionelle Geldpolitik: Eine Sackgasse?" Wobei das Fragezeichen überflüssig ist, da der Autor die  Meinung vertritt, die Finanz- und Bankenkrise sei mit unkonventioneller Zentralbanken-Geldpolitik nicht lösbar, sprich mit Geldmengenausweitung durch Kauf von Staatsobligationen und der Übernahme von faulen Bankkrediten, ergänzt noch durch regelmässige detailierte Informationen der Zentralbank über die zukünftige Geldpolitik.

Mit der Geldpolitik der Nationalbank haben Schildknechts Ausführungen wenig bis gar nichts zu tun. Mal abgesehen von der UBS-Rettungsaktion kaufte die Nationalbank seit 2008 keine faulen Bankkredite, und schon gar keine Bundesobligationen. Und angesichts der völlig überraschenden Einführung und Aufhebung der Frankenuntergrenze kann auch von einer "Forward-Guidance-Informationspolitik" keine Rede sein.

Die historisch beispiellose Ausdehnung der SNB-Bilanz seit der Finanzkrise 2008 ist die Folge der enormen Eurokäufe, welche die Nationalbank zwecks Schwächung des Aufwertungsdruckes auf den strukturell starken Franken tätigte.

Das heisst, das aus dem Nichts geschöpfte Nationalbank- oder Giralgeld hat bei der SNB nicht marode Bankkredite und Junk Bonds von der eigenen  Staatskasse in die Bilanz gespült, wie beim Fed,  der EZB und der BoE,  sondern Euros, die im Rahmen der Anlagepolitik der Fremdwährungsreserven mitlerweilen in AAA-Obligationen und Aktien verschiedener Währungen gewandelt worden sind.

Der Kauf von internationalen Aktien und Fremdwährungs-Obligationen mit selbstgedruckten Franken machte die Nationalbank, oder besser die Frankenwährung seit der Finanzkrise zu einer der grössten Gewinnerinnen auf den Finanzmärkten. Vor zehn Jahren lagen die Devisenreserven der Nationalbank bei geschätzten 5 Prozent des Gesamtvermögens aller Schweizer Pensionskassen, heute machen die SNB-Devisenreserven ungefähr 90 Prozent der Pensionskassenvermögen aus.

Zwei Beiträge aus der Küche von Schloss Gerzensee

"Die Zukunft des Teilreserve-Bankensystems" lautet der Titel des Textes von Cyril Monnet, Professor an der Uni Bern, Leiter der Doktorandenkurse am Nationalbank-Studienzentrum Gerzensee, sowie SNB-Berater für Finanzstabilität. Auf das zentrale Problem seines Themas für die Nationalbank geht der Autor leider nicht ein.

Dass nämlich das Schweizer Bankensystem die von der Nationalbank vorgeschriebenen Teil- oder Mindestreserven auf Kreditausleihungen um fast 3100 Prozent überschreitet. Immer wenn eine Bank einen Kredit gewährt, muss sie dafür einen vom jeweiligen Kreditrisiko bestimmten Betrag von 1 bis 3 Prozent der Kreditsumme bei der Nationalbank hinterlegen. In absoluten Zahlen bezifferten sich die Mindestreserven des Bankensystems bei der Nationalbank nach neuesten Zahlen im Durchschnitt auf knapp 500 Millionen Franken. Entsprechend den aktuellen Mindestreservesätzen wären jedoch nur etwa 50 Millionen nötig.

Ein Gerzensee-Professor und SNB-Finanzstabilitätsberater der über die Zukunft des Teilreserve-Bankensystems schreibt, darf über die 3100 prozentige Überschreitung der Mindestreserven im Franken-Wirtschaftsraum nicht schweigen.

Die enormen überschüssigen Mindestreserven sind eine Folge der SNB-Geldpolitik. Entstanden als Folge der Mechanik der SNB-Eurokäufe.

Die SNB kauft die Euros nicht direkt bei der EZB, sondern bei privaten Devisenhändlern und bezahlt diese mit selbstgeschöpften Nationalbank-oder Giralgeld. Dieses Giralgeld bleibt auf dem Konto des betreffenden Devisenhändlers bei der SNB. Die Euros für die SNB beschaffen sich die Devisenhändler bei anderen Devisenhändlern gegen Bezahlung mit einer Gutschrift (einem Kredit) auf dem Konto des jeweiligen Lieferanten. Dadurch epandiert sowohl die Menge des Nationalbank- oder Giralgeldes auf den Konten der Banken und Devisenhändler bei der Nationalbank, als auch das vom Bankensystem geschaffene, in der Realwirtschaft zirkulierende Buch- oder Kreditgeld.

E-Franken für alle

"Die Vollgeld-Initiative und eine Alternative", lautet der Titel des zweiten Textes, den ich an dieser Stelle kurz kommentieren möchte, verfasst von Dirk Niepelt, Leiter des Studienzentrums Gerzensee und ebenfalls Professor an der Uni Bern. Darin nimmt Niepelt den Ball der in einem Jahr zur Abstimmung kommenden Vollgeldinitiative auf, und spielt ihn mit einer Variante der Intitiative zurück, dem elektronischen Vollgeld für alle.

Die Vollgeldinitiative will das historisch entstandene kapitalistische Geldsystem abschaffen, gemäss dem der grössten Teil der Geldmenge nicht von der Nationalbank geschöpft wird, sondern durch Kreditvergabe des privaten Bankensystems. Die Initiative will den Banken die aktive Buchgeldschöpfung durch Kreditvergabe verbieten. Banken sollen die Kreditvergabe nicht mehr durch selbstgeschaffene Sichteinlagen in ihrer eigenen Bilanz finanzieren können, sondern nur noch durch Nationalbankgeld. Sämtliche Sichteinlagen des Publikums im Bankensystem sollen nicht mehr nur durch den Minestreservesatz, sondern voll durch Nationalbankgeld gedeckt werden.

Die Initiative lege den Finger auf einen wunden Punkt, schreibt Niepelt sinngemäss, die vorgeschlagenen Lösungsinstrumente taxiert er jedoch als "weder effizient noch effektiv". Niepelt schlägt vor,  die private Buch- oder Kreditgeldschöpfung der Banken so zu lassen wie sie ist. Und die anscheinend auch von ihm angestrebte Neuordnung des Schweizer Geldsystems schrittweise durch die Etablierung einer zusätzlichen neuen Geldsorte durch die Nationalbank zu eröffnen, dem elektronischen Franken für alle.

Heute haben nur Banken Zugriff auf das Nationalbank- oder Giralgeld. Der E-Franken gäbe neu auch der Allgemeinheit, die bislang nur auf Banknoten zugreifen kann, den freien Zugriff auf die neue Geldsorte. Der E-Franken erlaubt beim Zahlungsverkehr und den Spareinlagen die freie Wahl zwischen dem staatlichen Nationalbankgeld, oder dem privaten Buch- oder Kreditgeld.

Die Währungsreserven der Nationalbank sind gross genug zur Schaffung des nötigen nationalen und internationalen Vertrauens in den E-Franken.

Quantität und Zins des E-Frankens kann die Nationalbank geldpolitisch beeinflussen. E-Franken können ganz oder teilweise als Kryptowährung auf Basis einer Blockchain mit kontrolliertem Zugang emittiert werden. Die technische Infrastruktur wäre Sache einer E-Franken-Transaktionsbank, die den Frankenraum mit den anderen Währungsräumen koppelt.

Die überschüssigen Giroeinlagen des Bankensystems können zu nichtrückzahlbaren, unverzinslichen Darlehen an das E-Bankenemissionsinstitut gewandelt werden, eine neue Nationalbank-Annexanstalt, für die E-Franken Geldpolitik.

Bingo! Hier lang geht's weiter, Vollgeld ist gut, E-Franken sind besser.

Dienstag, 13. Juni 2017

UBS-Schweiz Chef im Ringier Verwaltungsrat - More bad news für die NZZ

UBS-Schweiz-Chef Lukas Gähwiler sitzt neu im Ringier Verwaltungsrat.

Dort trifft er auf den UBS-nahen Claudio Cisullo, zu dessen Einkaufsorganisation Chain IQ die UBS ihren Wareneinkauf ausgelagert hat.

Ganz abgesehen von den negativen Implikationen der Verflechtungen der grössten Bank mit dem grössten Medienkonzern für den wirtschaftsunabhängigen Journalismus, ist die Annäherung Ringier-UBS kurz nach dem nzz.at-Crash und dem Veit Denglers fristlosem Abgang für die NZZ eine weitere schlechte Meldung.

Ringier hat die früher unzerstörbar scheinende Achse NZZ-UBS geknackt. Unvergessen wie die NZZ früher manchmal Pressemeldungen dieser Bank abdruckte, nämlich 1:1 mit dem Titel "Die UBS stellt richtig". Und wie umgekehrt die NZZ bei der UBS stets Vorzugsbehandlung genoss.

Tempi passati. Der direkte Draht von der Bahnhofstrasse führt heute an die Dufourstrasse, nicht mehr an die Falkenstrasse.

Wie sich die Annäherung Ringier-UBS publizistisch auswirkt bleibt abzuwarten.

Freitag, 2. Juni 2017

Krise bei der NZZ: CEO gecrasht, und der Chefredaktor kann keine Leitartikel schreiben

Der flotte Austroamerikaner vom Sechseläutenplatz ist gecrasht.

Veit Denglers ambitiöser Plan, die Traditionsmarke NZZ nach dem Vorbild globalisierter englischsprachiger Brands wie "Economist", "WSJ" oder "FT" zu einem Onlinekanal für den ganzen Deutschen Sprachraum aufzubauen ist gescheitert.

Wenn nzz.at in Denglers Heimat Österreich nicht funktioniert, dann kann es auch mit nzz.de im grossen Kanton nicht klappen.

Als Unternehmensleiter war Dengler eine klare Fehlbesetzung. Die NZZ hätte den Online-Hipster mit politischen und journalistischen Ambitionen als Chief Digital Officer anstellen sollen. Mit einem Buchhalter als CEO vor der Nase, der die Cash-Burn-Rate von Veit "live-the-wild" Dengler im Griff gehabt hätte.

Das schleckt keine Geiss weg: NZZ-VR-Präsident Etienne Journod und der Verwaltungsrat haben bei ihrer wichtigsten Aufgabe versagt, einen guten Geschäftsführer für ihre AG einzustellen.

Der neue CEO muss kleinere Brötchen backen. Sprich den finanziell tragbaren Auf- und Ausbau eines Onlinekanals nicht für den gesamten deutschsprachigen Raum managen, sondern die Digitalisierung der Marke NZZ in der grössere Metropolitanregion Zürich, mit den beiden Subzentren Luzern und St. Gallen. (Basel gehört meines Erachtens, sorry liebe Waggisköpfe, aus Globalperspektieve auch zum grösseren Metro Zürich, weshalb sich aus wirtschaftlichen Gründen die Fusion BaZ-NZZ empfielt.)

Diese "Metropolitanraum-Zielsetzung" ist auch ein zentrales Element des Anforderungsprofils für den NZZ-Chefredaktor. Für diesen Job braucht es einen oder eine, die den kalten Wind am Sechseläutenplatz mit der Hosensackwärme von St. Gallen und Luzern verbindet. Und als Metro Zürichs gemeinsame Stimme in Bern vertritt - okay nur als neoliberal-rechtsbürgerliche Stimme, auf der anderen Seite müssen halt WOZ, infosperber.ch, tsüri.ch und weitere Kanäle mit der kommenden republik.ch fusionieren.

So einer ist Eric Gujer nicht. Der langjährige Deutschlandkorrespondent und Geheimdienstspezialist ist der Mann der NATO-Konferenzen, und der vertraulichen Gespräche mit den kleinen und grossen Machthabern dieser Welt. Der Machtpolitiker Gujer wurde mit Blick auf die gecrashten deutschsprachraum-Ambitionen der NZZ eingestellt, und hätte gegen FAZ, Welt und Süddeutsche antreten sollen. Dafür wäre Gujer im Prinzip okay, wenn nur, wenn er Leitartikel schreiben könnte. Und das kann er nun wirklich nicht - was ich als sein Leser meine,  nicht weil ich politisch ganz anders gewickelt bin.

Zugegeben, Gujers NZZ-TV-Show habe ich noch nie gesehen, aber einer der seine politischen Überzeugungen mit solch unterirdischen Editorials ausdrückt,  eignet sich nicht dazu, die Hosensackwärme von St.Galler Lokalmatadoren bei zwei, drei Bierchen auszuloten, oder sich in Luzern mit einem schwerreichen Expat eine Cohiba plus ein, zwei Flaschen guten Bordeaux zu genehmigen.

Ganz abgesehen von seinem mangelndem Schreibtalent scheint Eric Gujer mit dem Untergang der alten anglo-euro-amerikanisch-transatlantischen Welt seinen politischen Kompass verloren zu haben. Und immer noch den Anschluss zu suchen an die neue multipolare Welt der Trumps, Macrons, Corbyns, Erdogans, Putins, Xi Jinpings, etc, etc.

Ohne CEO und mit dem falschen Chefredaktor sitzt die NZZ heute tief in der Tinte. Keine einfache Aufgabe für Etienne Journod und den Verwaltungsrat da wieder heraus zu finden.

Mittwoch, 19. April 2017

Die Internationaliserungsstrategie der NZZ ist kommerziell gescheitert

Mit dem Ende von nzz.at ist die NZZ-Internationalisierungsstrategie, genauer deutsche Sprachraumstrategie, kommerziell gescheitert.

NZZ-CEO Veit Dengler hat die Kohle verbrannt, die ihm der Verwaltungsrat für das Projekt nzz.at zugesprochen hat. Damit ist auch das bereits angedachte Projekt nzz.de gestorben. Der kommerzielle Crash des munteren Austroamerikaners zeigt, dass die NZZ-Internationalisierungsstrategie marktwirtschaftlich nicht funktioniert.

Eine internationalistische, deutschsprachige Publizistik-Plattform baut keiner ohne Sugardaddy  -  Folgerichtig versuchts der erste nzz.at Chefredaktor Michael Fleischhacker heute mit Red-Bull-Miliardär Dietrich Mateschitz.

Ohne Sponsor kann sich der Brand NZZ nicht entschweizern und deutsch sprachregionalisieren. Einer muss die Anlaufkosten übernehmen.  Uber? Google? Facebook? Alibaba? Baidu? Tencent?

Damit rückt das weltanschauliche Fundament der NZZ-Internationalisierung in den Fokus.

Warum eigentlich, soll die NZZ von einer publizistischen Plattform für die Schweiz zu einer publizistischen Plattform für den gesamten deutschen Sprachraum umgebaut werden?